Norwegischer Same mit Rentier

Lappland - Faszination am Polarkreis

Die wohl letzte Wildnis Europas. Durchquert vom Polarkreis, mit tageshellen Sommernächten und schneebedeckten Landschaften im Winter, mit Einsamkeit und Ruhe. Mit einer besonderen Art der Lebensqualität - der Entdeckung der Langsamkeit.merken
Stille, unberührte Natur soweit das Auge reicht und ein Gefühl von Freiheit - das ist Lappland. Viele Touristen zieht es Jahr für Jahr in den hohen Norden, um die letzte Wildnis Europas zu erleben. Wer einmal dort war, den lässt die Region in der Regel nicht mehr los. Dabei präsentiert sich Lappland in den verschiedenen Jahreszeiten sehr facettenreich. Im Sommer ist Lappland das Ziel vieler Wanderer, Angler, Vogelbeobachter und Naturfreunde. Im späten Sommer und Herbst trumpft Lappland mit einer Fülle von Pilzen und unterschiedlichsten Beeren auf und zeigt sich in einem prächtig bunten Farbenkleid. Dann kommt die Zeit für Schneeabenteurer: Langlauf, Abfahrtslauf, Motorschlitten, Huskysafari, Hundeschlittentouren, Schneeschuhwandern, Eishotels und Fahrten mit dem Eisbrecher – für jeden ist etwas dabei. Und in der Tat kann die Stille dann durchaus auch mal abhanden kommen. Wenn man zum Beispiel an einem Dezemberwochenende dem Weihnachtsmann in Rovaniemi seine Wünsche übermitteln möchte. Aber genau das ist das Schöne an Lappland - man kann den Trubel suchen, man kann ihm aber auch mit Leichtigkeit entfliehen, denn die Region ist weitläufig und außerhalb der Städte extrem dünn besiedelt.

Kurzinfo

Die wohl letzte Wildnis Europas. Durchquert vom Polarkreis, mit tageshellen Sommernächten und schneebedeckten Landschaften im Winter, mit Einsamkeit und Ruhe. Mit einer besonderen Art der Lebensqualität - der Entdeckung der Langsamkeit.
Die wirtschaftliche Bedeutung
Die Wirtschaft Lapplands war in den letzten 50 Jahren einem starken Strukturwandel unterzogen. Während 1960 noch fast 45 % der Erwerbstätigen im land- und forstwirtschaftichen Sektor arbeiteten, bewegt sich die Zahl heute nur noch im einstelligen Bereich. Ein Großteil des Wandels ist – wie überall – der zunehmenden Mechanisierung geschuldet. Ca. 4.400 Rentierzüchter mit geschätzten 160.000 Tieren sind Teil dieses Sektors. Anders als in den Nachbarländern Schweden und Norwegen ist die Rentierzucht in Finnland nicht das Privileg der Samen, sondern eher in finnischer Hand.
In der Landwirtschaft konzentriert man sich auf die Milch- und Fleischproduktion, so dass ein Großteil der Felder mit Viehfutter bestellt ist. Darüber hinaus gibt es einige Berufsfischer und auch die Jagd und das Sammeln von Beeren und Pilzen haben eine große Bedeutung. Dreiviertel der begehrten, aber seltenen finnischen Moltebeeren werden in Lappland geerntet. Etwa ein Drittel der Erwerbstätigen verdienen ihr Geld im industriellen Sektor. Auch dieser wird beherrscht von der Nutzung der natürlichen Ressourcen. In den Küstenstädten Kemi und Tornio gibt es Sägewerke, Zellulose- und Papierfabriken. Dazu werde Erze gefördert und von der Metallindustrie weiterverarbeitet.Nur wenigen ist bekannt, dass seit den 1860er Jahren auch Goldwäscher in Finnland leben. Von den Zeiten des Goldrausches fern von Klondike erzählt das Goldmuseum (kultamuseo) in Tankavaara, wo man auch als Tourist sein Glück versuchen kann.
Der stärkste Arbeitgeber mit rund 60 % ist heute jedoch der Dienstleistungssektor mit einer überdurchschnittlichen Beschäftigung im öffentlichen Dienst. Einen nicht unerheblichen Teil trägt auch die Tourismusindustrie mit ihren professionellen Dienstleistungen dazu bei.

Bedeutung des Tourismus
Laut Besucherstatistik konnte Lappland im Jahr 2013 2,4 Mio Übernachtungen verzeichnen (www.stat.fi). Knapp die Hälfte davon gehen auf das Konto von ausländischen Touristen, die sommers wie winters von der beeindruckenden Natur angelockt werden.
Viele reisen mit dem eigenen Auto oder Wohnmobil an, aber auch Flugreisen werden immer beliebter. Mit Ivalo, Enontekiö, Kittilä, Rovaniemi, Kemi und Kuusamo werden sechs Flughäfen in Lappland angeflogen. Die Verbindungen gehen fast ausschließlich über Helsinki und werden je nach Nachfrage mehrmals täglich bedient.
Zu den Tourismuszentren zählen Rovaniemi, Kemi-Tornio, Ylläs, Levi, Olos, Pallas, Kilpisjärvi, Inari, Saariselkä, Pyhä-Luosto, Sallatunturi, Suomu und Ruka-Kuusamo. Streng genommen liegt Ruka-Kuusamo bereits nicht mehr in Lappland, wird aber von ausländischen Touristen häufig als Lappland wahrgenommen.
Viele Gäste übernachten in Ferienhäusern, den Mökkis, wie sie auf Finnisch genannt werden. Die Bandbreite rangiert hier von einfachen Unterkünften bis hin zu hochwertigen Kello-Blockhäusern. Eine Sauna darf in der Regel nicht fehlen und einige verfügen zusätzlich über einen urigen Kamin, der in langen Winternächte für lauschige Wärme sorgt. Auch bei den Hotels findet man alle Kategorien. Aufgrund großer Nachfrage im Winter sind einige große Hotelklötze entstanden, die nicht unbedingt den Geschmack deutschsprachiger Gäste treffen. Glücklicherweise gibt es aber genug Ausweichmöglichkeiten. So findet man viele Kleinode und Hotels mit Besonderheiten, wie einer angegliederte Huskyfarm, Nordlichtalarm oder aber Übernachtungsmöglichkeiten in einem Eishotel oder Glasiglu.
Über Land und Leute
Finnisch-Lappland - die geographische Lage
Mit einer Fläche von 98.987 km² umfasst Lappland (lappi) den nördlichsten Teil Finnlands. Bis zur Abschaffung der Provinzstruktur im Jahr 2009, war es die größte der sechs finnischen Provinzen. Das Gebiet erstreckt sich grob zwischen dem 66. und dem 70. Breitengrad und zwischen dem 24. und 30. Grad westliche Länge. Im Süden Lapplands verläuft der Polarkreis (napapiiri) bei 66,5 Grad. Er markiert die Linie auf der die Sonne an den Tagen der Sonnenwende (21. Dezember bzw. 21. Juni) nicht mehr auf- bzw. untergeht. In Lappland lassen sich Naturschauspiele wie die Mitternachtssonne, die Ruskazeit, Kaamos und natürlich die Nordlichter am eindrucksvollsten erleben.
Finnisch-Lappland ist zugleich auch der nördlichste Zipfel der Europäischen Union. Das kleine Dorf Nuorgam liegt am norwegisch-finnischen Grenzfluss Tenojoki und darf sich mit dem Titel des nördlichsten Ortes der EU schmücken.
Als Lappland bezeichnet man jedoch nicht nur die ehemalige Provinz Finnlands, sondern auch eine Region in Bereich der Nordkalotte, die Landesteile von Norwegen, Schweden, Finnland und Russland umfasst. Häufig ist mit Lappland grenzübergreifend der Bereich nördlich des Polarkreises gemeint. Eine andere Abgrenzung ist das Siedlungsgebiet der Samen, der einzigen ursprünglichen Bevölkerungsgruppe in der Region. Nach dieser Definition ist Lappland wesentlich umfangreicher und flächenmäßig knapp 10 % größer als Deutschland. Wenn wir hier von Lappland sprechen, beziehen wir uns jedoch auf den finnischen Teil.

Infrastruktur
Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte ist das Verkehrsnetz in Lappland eher dünn. Etwa zwei Drittel der Straßen sind befestigt, und die großen Routen sind in gutem Zustand. Häufig stößt man auf den Straßen auf Rentiere. Diese könnten Ihnen bald nicht nur mit der sprichwörtlichen roten Nase begegnen, sondern mit leuchtendem Geweih und Fell. Zwischen 3000 und 5000 Verkehrsunfälle mit Rentieren gibt es pro Jahr in Lappland. Deshalb setzen die Züchter nun auf reflektierende Farbe, so dass die Tiere in dunklen Nächten besser sichtbar sind. Erste Tests wurden im Frühjahr 2014 durchgeführt. Es bleibt abzuwarten, ob die Leuchtfarbe die roten Nasen auf Dauer ersetzen wird. Nach Norwegen und Schweden gibt es jeweils sechs Grenzübergänge sowie zwei nach Russland. Viele Gäste wählen die Route durch Finnland, um auf kürzerer Strecke ans Nordkap zu gelangen.

Sámi - die Ureinwohner Lapplands
Ebenso wie die Bezeichnung Lappland ist auch das Volk der Samen grenzübergreifend in Finnland, Schweden, Norwegen und Russland beheimatet. Ca. 7.000 Samen leben heute in Finnland. Als Zentrum des Samentums gilt Inari, aber auch in Utsjoki, Enontekiö und Sodankylä sind viele Samen angesiedelt. Etwa die Hälfte von Ihnen spricht eine der samischen Sprachen bzw. Dialekte. Im Gegensatz zu den Nachbarländern haben die Samen in Finnland das Recht, sich in ihrer Sprache an die Behörden zu wenden. Seit 1973 gibt es eine samische Vertretung (Sameting), die alle vier Jahre von den finnischen Samen gewählt wird und dem Justizministerium untersteht. Die Aufgabe des Sameting ist es, für die Stellung als indigenes Volk einzutreten und die samische Kultur und Sprache zu pflegen. Noch heute bestreiten viele Samen ihr Einkommen durch Rentierzucht, Jagd, Fischfang oder den Verkauf von Kunsthandwerk. Ein Großteil arbeitet auch im Tourismus, sowie in der Forst- und Landwirtschaft. Die Samen leben seit jeher in enger Verbindung mit der Natur. Ihre ursprüngliche Religion gehört zum Scharmanentum, wurde aber weitgehend im Zuge der Christianisierung verdrängt. Die traditionellen, farbenfrohen Trachten, die samische Sprache und auch der einzigartige Sprechgesang, der Joik, erleben mittlerweile eine Renaissance bei der samischen Jugend. Die Lebensweise und Geschichte der Samen wird in anschaulicher Weise im Samenmuseum „Siida“ in Inari dokumentiert.
Die Fauna und Flora Lapplands
Wälder, Sümpfe und Fjells
Aufgrund der Größe Finnisch-Lapplands umfasst die Region recht unterschiedliche Landschaftstyen. Im Südwesten, angrenzend an den Bottnischen Meerbusen, findet man eine flache Küstenebene vor. Nordöstlich schliesst sich das Finnische Hügelland an, das sich von Nordkarelien über Kainuu bis nach Südostlappland erstreckt. Typisch für die Region sind ausgedehnte Kiefernwälder und Sumpfflächen, die von vereinzelten baumlosen Anhöhen durchbrochen werden. Und wiederum nördlich sind wir im eigentlichen Lappland mit seinen charakteristischen Fjells (tunturi) angekommen. Hier besteht der Bewuchs nur noch aus vereinzelten gedrungenen Birken und in höheren Lagen in erster Linie aus Flechten. Der höchste Berg Finnisch-Lapplands ist mit 1.324 m der Haltitunturi an der Grenze zu Norwegen. Der Großteil der finnischen Fjells erreicht jedoch eher Höhen von 400 bis 800 m.
Finnland verfügt über zwölf Wildnisgebiete, die allesamt in Lappland liegen. Sie wurden 1991 eingerichtet mit dem Ziel, die ungezähmte Natur zu erhalten, ebenso wie die Kultur und Lebensgrundlage der Sami. Der Bau von Straßen oder Bergbau beispielsweise sind in den Wildnisgebieten untersagt. Darüber hinaus gibt es sieben Nationalparks, bei denen ebenfalls der Schutz der Natur im Mittelpunkt steht. Hier gibt es jedoch Wanderwege und ausgewiesene Campingplätze bzw. Schutzhütten.

Rentiere
Durch Lappland zu reisen ohne Rentiere zu sehen, das ist kaum vorstellbar. Häufig sieht man sie in kleinen Gruppen auf den Landstraßen. Sie lassen die Autofahrer erstaunlich Nahe an sich herankommen, bevor sie schließlich Reißaus nehmen oder auch nur gemächlich zur Seite trotten. Rentiere werden in Finnland als halbdomestizierte Tiere gehalten. Die Herdentiere leben frei in der Natur und können somit auch weite Strecken zurücklegen. In der Regel werden die Tiere zweimal im Jahr zusammen gebtrieben, zur Rentierscheidung im Herbst, um Tiere zur Schlachtung auszuwählen, und zur Jungtiermarkierung im Mittsommer. Anhand einer Markierung im Ohr erkennen die einzelnen Züchter ihre Tiere. Die neugeborenen Kälber folgen den Muttertieren und somit ist klar, welchem Rentierhalter sie zuzurechnen sind. Sie werden mit dem Lasso eingefangen und erhalten ebenfalls die familientypische Markierung. Während die Rentierbesitzer früher als Nomaden mit den Tieren zogen, die sich die besten Weidegründe selber suchen, erleichtern heute Motorschlitten und Quad die Arbeit. Zum Zusammentreiben der Tiere werden auch Hubschrauber eingesetzt.
Einige Rentiere werden heute auch touristisch genutzt zum Beispiel für Fahrten mit dem Rentierschlitten.